Prelude. Welten auf der Gegenwartsbühne
»Here, in the forest, dark and deep, i offer you, eternal sleep«182 – diese Worte erscheinen auf zwei Screens, links und rechts neben der Bühne, während der Einlass zu Florentina Holzingers A Divine Comedy (Volksbühne Berlin, 2021) noch läuft. Das Zitat stammt aus The Poor Little Rich Girl. Der US-amerikanische Film erzählt von einem 11-jährigen Mädchen, das in einem durch Schlafmittel ausgelösten Delirium in Fantasiewelten abwandert. Holzinger und ihr künstlerisches Team folgen in ihrer Adaption von Dantes Göttlicher Komödie diesen Spuren einer Reise in jenseitige Welten: Einem Vorspiel gleich spielt sich der Beginn der Inszenierung noch vor dem eisernen Vorhang ab. Auf Stühlen, die mit Blick zum Publikum auf der Vorbühne nebeneinander aufgestellt sind, nehmen Personen in Alltagskleidung Platz. Es handelt sich um mehrere freiwillige Kandidat:innen aus dem Publikum, die vorab ausgewählt wurden. Mit ihnen auf der Bühne ist die Hypnotiseurin Miranda van Kuilenburg, die die Publikumsmitglieder nun in einen schlafähnlichen Zustand entführt: »Sleep! Deeper and deeper.« Kuilenburg lässt die Hypnotisierten verschiedene Aufgaben ausführen, bis sie schließlich verlauten lässt: »Tonight you have made an amazing journey to your own subconsciousness«. Daraufhin beginnt ein Blitzlichtgewitter und der eiserne Vorhang hebt sich. Die Erkundung anderer Bewusstseinszustände prägt schon den Auftakt...