Essay
Spielt euch frei!
Über die Mehrdimensionalität von Kunstfreiheit in der Theaterpädagogik
von Graciela Peralta
Erschienen in: Theater der Zeit: Konflikt Kunstfreiheit – Politische Antike „Die Orestie“ in Epidauros (09/2024)
Assoziationen: Theaterpädagogik

„Darf man das jetzt noch sagen oder nicht?“, wird immer gefragt, wenn die Grenzen der Kunstfreiheit gemeint sind. Wenn es um die Aushandlung dieser Grenzen im Theater geht, lohnt sich ein Blick auf die Theaterpädagogik, denn dort steht die Navigation von komplexen Thematiken und künstlerischen Grauzonen mit verschiedensten Menschen an der Tagesordnung.
Das diverse Aufgabenfeld und die variablen Kontexte, die über die gängige Definition der Bildungsarbeit hinausgehen, bieten ein breites Bezugsspektrum zu den Herausforderungen der Debatte.
Auf der einen Seite arbeitet die Theaterpädagogik sozialpädagogisch, um Inhalte des Theaters zu vermitteln. Stückbezogene Vor- und Nachbereitungen an Schulen, bei denen kontroverse und herausfordernden Inhalte gemeinsam aufgearbeitet werden, führen nicht selten zur ideologischen Debatte der Kunstfreiheit. Aber statt beim „Darf man ...?“ aufzuhören, arbeitet die Theaterpädagogik gezielt mit den Gefühlen und Gedanken dahinter.
Theaterpädagogische Übungen wie z. B. Soziometrien werden bewusst danach konzipiert, Denkweisen hinter dem im Theater Erlebten aufzudecken und in Bezug zu den Zuschauenden zu setzen. Widersprüche und Nuancen im Umgang mit Theater werden so zusammen aufgearbeitet. Je gespaltener die Meinungsbilder und je hitziger die Diskussionspunkte, desto lebendiger werden die Gespräche. Unterschiedliche Interpretationen sind in den Übungen kein Hindernis, sondern treibende Kräfte.
Vor allem in der Vermittlung von Inhalten, die an...