Wie punktet man bei einem ersten Rendezvous? Indem man Adorno zitiert? (Nicht) unter (allen) Umständen. Ein gewisser Martin Neumann, Hauptfigur des jüngsten Martin- Heckmanns-Textes, versucht es. Allerdings mit zwei kleinen Abweichungen: „Geliebt wirst du dort“, hofft er, „wo du schwach dich zeigen kannst, ohne Stärke zu provozieren.“ Im Original, „Minima Moralia“ No. 122, hatte es noch geheißen: „… wirst du einzig“, „… dich zeigen darfst …“ Der Unterschied, so klein er sein mag, ist doch nicht ganz unerheblich: Adornos Monogramm scheint eher eine pessimistische Engführung zu enthalten denn eine (optimistische) Handlungsanweisung. Deuten wir es mal so: Martin Neumann/ Heckmanns nimmt ein wenig die Schärfe aus Adornos rigidem Moralismus.
Der 1971 in Mönchengladbach geborene Autor spart ja in seinem „Kleinen Bochumer Welttheater“ (gewissermaßen der inoffizielle Untertitel seines Stücks „Es wird einmal“) nicht eben mit Verweisen und Anspielungen; man könnte auch sagen: Der Text ist wie eine weihnachtliche Wundertüte bis zum Rand vollgepfropft mit Bildungsgut, das er uns Zuschauern nun zum Naschen darbietet. Mit dem „Welttheater“ à la Calderon ist es bei Weitem nicht getan, auch das noch viel ältere Mysterienspiel vom „Sterben des reichen Mannes“, genannt Jedermann, ist mit von der Partie.
Dabei geht es Heckmanns eigentlich viel eher ums Leben....