Wie weiter? Während sich Ende Februar auf Kampnagel Hamburg rund 2000 Menschen auf der Konferenz für Geflüchtete und Migranten mit dieser Frage beschäftigten, ist die westliche Welt auf der Bühne des Deutschen Schauspielhauses Hamburg schon längst kollabiert – und zwar durch sich selbst. In Michel Houellebecqs Roman „Unterwerfung“, den Karin Beier jüngst zur Uraufführung brachte, füllt im Frankreich des Jahres 2022 ein muslimischer Präsident die Lücke, die der Verfall der westlichen Werte hinterließ. Wir sprachen mit Karin Beier sowie mit Kampnagel-Chefin Amelie Deuflhard über den Zustand unseres Heute.
Dorte Lena Eilers: Karin Beier, Michel Houellebecq wird ja mitunter ein prophetisches Schreiben nachgesagt. „Unterwerfung“, das Sie jüngst am Schauspielhaus mit Edgar Selge inszeniert haben, las sich nach den Attentaten vom 13. November 2015 in Paris fast wie ein Drehbuch zur Realität: Der Protagonist François ist auf einem Cocktailempfang, umgeben von Frauen in schönen Kleidern, plötzlich hört man Schüsse, Explosionen, das Handynetz wird unterbrochen. Da ist die Fiktion auf einmal ganz nah an der Realität. Gab es Momente, in denen Sie gezögert haben, „Unterwerfung“ vor diesem Hintergrund zu inszenieren?
Karin Beier: Nein, gezögert habe ich ganz und gar nicht. Ich finde es wichtig, dass wir uns mit relevanten Fragen der Gegenwart befassen....