Der Abend im Theater Oberhausen beginnt vielversprechend: In fahlem Mondlicht, zwischen Farnen und Katzengras, spielt eine Band vor dem eisernen Vorhang. In bester „Hamburger Schule“-Manier – leicht unterspannt, aber mit klugen Texten – untermalen vier Musiker um den Sänger Tom Liwa den Einlass. „Heut scheint der Mond / über dem Sumpf / so mega blass / als wär’ er ein Fass / als wär’ er zu voll zu früh.“ Seltsam, dieser Mond, und seltsam, diese Atmosphäre: dunkel, aber wenig bedrohlich. Spannungsvoll, aber lässig.
Eine Frau (Lise Wolle) und ein Mann (Clemens Dönicke) treten hinter Liwa auf und sprechen als Hauptmann Narraboth und als Page die ersten Zeilen des Abends. Ihre Zungen sind schwerfällig, ihre Kleidung ist abgeranzt, sie trinken Dosenbier. Sie sprechen über den Mond, der eigentlich eine Frau, eine Mondin sei, und über die Prinzessin Salome. Narraboth ist zutiefst von ihr fasziniert. Er gibt zu, es nicht lassen zu können, sie anzuschauen. Der männliche Blick auf eine junge Frau wird in Oberhausen also von einer Schauspielerin gelenkt. Eine Entscheidung mit viel ungenutztem Potenzial.
Als sich der eiserne Vorhang hebt, werden noch mehr wild wuchernde Farne, eine morsche Holztreppe und ein verrosteter Caravan sichtbar: Salomes Königreich ist eine prollige Welt....