Der schwäbische Dramatiker Wolfram Lotz hat Witz. Dem Hörspiel „Die lächerliche Finsternis“ zum Beispiel stellte er als Quellenangabe keck voran: „Nach Francis Ford Conrads ,Herz der Apokalypse‘“. Da muss man kurz überlegen. Aber spätestens wenn offenbar wird, dass in der zugrunde liegenden Geschichte zwei deutsche Bundeswehroffiziere in die „Regen- wälder Afghanistans“ geschickt werden, um dort einen verrückt gewordenen Oberstleutnant zu liquidieren, ist der Namenszwitter enträtselt. Nach Motiven aus Francis Ford Coppolas „Apocalypse Now“, das wiederum auf Joseph Conrads „Das Herz der Finsternis“ basiert, entwickelte Lotz ein in seiner satten Ironie ganz zeitgenössisches Drama, das irrwitzig von Neokolonialismus und dem Nichtverstehen des uns Fremden erzählt.
Der an epischen Texten geschulte Regisseur Dušan David Parízek hat in seiner Inszenierung am Akademietheater die Dichotomie von Eigenem und Fremdem szenisch und lautmalerisch betont – und immer wieder auch verkehrt. Der Text fordert das Theater in seiner Zeichenhaftigkeit heraus, und es macht Spaß zuzusehen, wie es sich entblättert.
„Die lächerliche Finsternis“ beginnt mit dem Prolog eines Piraten, der nach erfolgloser Kaperung eines Frachtschiffes an der somalischen Küste seine absurde Verteidigungsrede vor dem Hamburger Landgericht hält. Dieser Pirat ist im Akademietheater eine Frau im Trainingsanzug (toller Neuzugang an der Burg: Stefanie Reinsperger), die ihre blonden Haare...