Zwischen Eiszeit und Kommune, lautet eine bekannte Formulierung Heiner Müllers aus dem „Bau“, die den Raum zwischen dem Wirklichen und dem Möglichen, zwischen Realität und Utopie vermisst. Und eine andere, nicht weniger bekannte besagt, dass das Schöne das mögliche Ende der Schrecken bedeute, eine weitere Vermessung des Utopischen. Um „Utopie und Sinnlichkeit bei Heiner Müller“ geht es in dem Band „Ich bin meiner Zeit voraus“, den der in Aachen lehrende Literaturwissenschaftler Hans Kruschwitz als Resultat einer Tagung gleichen Titels herausgegeben hat. Die gesammelten Beiträge gehen von dem auf das „Ende der Geschichte“ folgenden „Ende der Utopien“ aus, das in den neunziger Jahren ausgerufen wurde, siegestrunken von der liberalen und zerknirscht von linker Seite. Die Utopie wurde in der auf gesamtgesellschaftliche Emanzipation gerichteten Linken, also der marxistischen, seit jeher zwiespältig betrachtet, war sie einerseits doch Überrest aus der religiösen Vorstellungswelt und andererseits reales Motiv der Befreiung. Wie sollte man damit umgehen?
Friedrich Engels sprach 1880 von der „Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft“, vor allem um sich von den utopischen Frühsozialisten abzugrenzen, aber auch um die befreite Gesellschaft aus dem Bereich des Nicht-Ortes, des ou topos, in den des gesellschaftlich Möglichen zu ziehen. Und auch Herbert Marcuse, der...