Brecht in der Schweiz
von Peter Michalzik
Erschienen in: 100 Jahre Theater Wunder Schweiz (11/2020)
Assoziationen: Dossier: Bertolt Brecht
Dann war da noch Bertolt Brecht und sein Aufenthalt in Zürich, die Aufführungen von „Mutter Courage und ihre Kinder“, „Der gute Mensch von Sezuan“ und „Leben des Galilei“. Vielleicht werden diese Uraufführungen, ihrer welttheaterhistorischen Bedeutung wegen, in ihrer Bedeutung für Zürich überschätzt. Vielleicht werden sie überschätzt auch in ihrer Bedeutung für Max Frisch, der Brecht zwar kennenlernte, aber nicht so intensiv, wie man denkt, und für den Brechts Form nicht die Vorbildfunktion hatte wie manchmal angenommen.
Als 1940 Post aus Finnland nach Zürich kam, es war die „Mutter Courage“, sagte Wälterlin schnell zu. Das war, von der Haltung her, das Stück für dieses Ensemble, das bewegende Stück einer Mutter, die sich und ihre Kinder vom Krieg nährt und ihre Kinder im Krieg verliert. Es war episches, aber gewissermassen auch ganz traditionelles Theater. Regie führte Leopold Lindtberg, Therese Giehse fand ihre Paraderolle, die harte und warme Frau mit dem Planwagen. Sie weiss mit dem Wissen der Mutter, was sie soll, was sie will, was sie kann und was nicht, was falsch ist und was nicht, und kann doch nichts ändern. „Und was noch nicht gestorben ist /Das macht sich auf die Socken nun“.
Auch hier, bei dieser hochemotionalen Geschichte, war Brecht...