An Seilen klettern Pflanzen wie Lianen zur Decke hinauf. Ihre Wurzeln haben sie in Schuhen geschlagen. In der Mitte steht ein Kanister, der mit Düngemittel gefüllt ist. Manchmal scheint die Sonne steil von oben herab in diesen Dschungel, manchmal legt sich wie in einem Treibhaus ein fahles orangenes Natriumdampflicht auf die Pflanzen. Aus den Gassen zwischen der Züchtung treten die drei Akteure – eine Tänzerin, ein Schauspieler und ein Musiker – und rezitieren mit Sehnsuchtsblick eine Naturidylle samt summenden Hummeln. Jan Katteins beeindruckender Raum ist ein Denkmal, das sich die Natur zurückgeholt hat: Das unnatürliche Pflanzengeflecht sprießt aus einem verstrahlten Boden gen Himmel.
Katharina Meves und Theo Plakoudakis schlüpfen in die Rollen eines jungverheirateten Paars, das aus seinem feixenden Glück von der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl wieder zurück auf die Erde geholt wird. Johannes Öllinger begleitet und kommentiert sie auf der Gitarre, Elvis Presleys „Hound Dog“ wird zum Leitmotiv des Abends. Die junge Frau, die ihre eigene Gesundheit und das Leben ihres ungeborenen Kindes riskiert, um ihren strahlenkranken Mann bis in den Tod zu begleiten, wird zum Anker der zahlreichen Geschichten und Figuren, die miteinander verschachtelt werden: Die drei Darsteller wechseln zwischen kurzen Statements von Anrainern, Physikern, Medizinern, Feuerwehrleuten, Hilfsdiensten –...