Stück
Diesseits
von Isolde Schmitt und Dieudonné Niangouna
Erschienen in: SPUREN – Zeitgenössische Theatertexte aus afrikanischen Ländern und der afrikanischen Diaspora (06/2025)
Assoziationen: Stücke
„Ich höre die Stille des Publikums. Den Schnürboden, der auf die Bühne stürzt. Und den Vorhang, der fällt. Ich habe meine Figuren die Straßen entlang geschleift. Sie rülpsen in mir und haben die Absicht, zu spielen. Und wie man sich seine Geschichte bettet, so liegt man darauf, und so schaffte ich es schließlich, meine Geister zu gebären. Sie dramatisieren die Straßen entlang, welche die Fratzen nicht enden wollender Würmer angenommen haben. In mir wohnt ein zerschmettertes Gedicht. Von der Situation ausgedribbelt verlieren die Figuren ihr Ziel. Die Schatten und die Gespenster zeichnen auf der Zuschauertribüne explodierte Menschen nach. Der Schauspieler, der ich bin und die Figuren verschachteln sich ineinander und verschmelzen. Und eines Tages sind wir schließlich verschwunden, weil wir ständig unsere Identität miteinander vertauscht hatten. Was bleibt, ist nur noch die Erinnerung an meine Autofiktion, die da lautet: das Lied desjenigen, der das Verschwinden seines Theaters nicht überlebt hat.“
Ein Theater ist wie eine große Bar. Die Leute kommen, trinken, pinkeln und zahlen die Rechnung, ohne sie anzusehen. Dann gehen sie, noch bevor die Vorstellung zu Ende ist, lassen den Schauspieler auf der Bühne erfrieren und laufen zum nächsten Hampelmann. Das Publikum hat immer Durst nach Neuem, um das...