Es dämmert. Die verlöschende Sonne schickt ihr letztes Licht über die dahinströmenden Wasser der Oder, als genau über dem gerade am Ufer anlandenden Drachenschiff der Wikinger der Mond aufgeht. Perfektes Timing. Verzückte Ahs und Ohs dringen aus den Mündern der Premierenbesucher des Fantasyspektakels „Abschied von Walhalla“. Trotz Gewitterwarnung und Fußballkonkurrenz ist an diesem Juni-Abend die Odertalbühne gut gefüllt. Manch Premierengast bringt Picknick mit. Das Publikum in der ersten Reihe darf sich über Piccolo-Sekt freuen – improvisierte VIP-Lounges des Schwedter Theaters. Neben der Zuschauertribüne hängen Plakate von Sponsoren: kleine Gewerbetreibende, aber auch die Erdölraffinerie PCK, die in den achtziger Jahren die Einwohnerzahl der ostbrandenburgischen Stadt auf über 50 000 schnellen ließ und jetzt immerhin noch mehr als 1000 von insgesamt 30 000 Schwedtern Lohn und Brot gibt. Man hält zusammen in Schwedt, das ist der erste Eindruck. Und der zweite: Die Stadt – Bürger, Unternehmer, Politik – schätzt ihr Theater.
Die Uckermärkischen Bühnen Schwedt (USB), 1990 hervorgegangen aus einer Fusion von Kulturhaus und Theater, Etat zuletzt 6,6 Millionen Euro, stehen für eine Wachstumsgeschichte – ein Novum in der ostdeutschen Stadttheaterlandschaft. Wirft man einen Blick in den Spielplan, scheint sich bei diesem Bühnenkombinat mit 121 000 Besuchern im Jahr 2015 allerdings das...