Ende September in Minsk: Seit 2011 lädt das Internationale Theaterforum Teart zu einem Festival in die weißrussische Hauptstadt ein. Teil des internationalen Programms ist auch ein Showcase der besten weißrussischen Produktionen des vergangenen Jahres. Abgesehen von dem sich teils im Londoner Exil befindenden Belarus Free Theatre, einigen Architekturbüchern über Minsk und vielleicht noch dem abgesunkenen Wissen, dass der Kennedy-Attentäter Lee Harvey Oswald hier einen frustrierenden Versuch als Sowjetbürger unternahm, ist das Land zwischen Litauen und der Ukraine immer noch zu entdecken.
Mit zehn ausgewählten Produktionen auf einer Skala von Klassikertheater bis zu performativen Grenzüberschreitungen wurde bei den Belarus Open praktisch eine Bestandsaufnahme geboten. Erster Befund: Es scheint einiges in Bewegung gekommen zu sein, und vielleicht verschieben sich gerade die Koordinaten zwischen Alt und Neu.
Im konservativen Bereich, im Nationaltheater Janka Kupala in Minsk, verhilft Regisseur Mikalaj Pinigin dem immer wieder auf andere Art brisanten Revisor von Gogol mittels eines ironisch angespielten Remix aus Regiestilen der 1980er Jahre zu einem augenzwinkernden Auftritt. Die Stadtoberen schwitzen zusammen in der Sauna, und der nach Abwechslung suchende und mittellos in die alte Garde hineinstolpernde Chlestakow ist hier besonders jugendlich dargestellt. Es könnte auch ein Bild für die Theatersituation Weißrusslands sein.
Ein abgelegenes weiträumiges Fabrikgelände...