Zu den unmittelbaren Folgen der COVID-19-Pandemie im Frühjahr 2020 gehörte die Schließung öffentlicher und sozialer Räume wie Schulen und Universitäten, shared offices, Geschäfte, Restaurants, Museen, Konzertsäle, Kinos und Theater. Die gesamte Kultur- und Kreativwirtschaft, die in ihren konventionellen Formen auf Begegnung und Berührung angewiesen ist, war von den Maßnahmen zur Infektionsvorbeugung, die auf Abstand und Hygiene setzten, in ihrem Kerngeschäft betroffen. Als körperbasierte und kollektive Zeit- und Raumkunst, deren »mediale Bedingung […] in der leiblichen Ko-Präsenz von Akteuren und Zuschauern [besteht]«,1 musste das Theater mit einer – gewiss nicht schmerzfreien – Reflexion über seine raison d’être und seine Zukunft konfrontiert werden und ein strukturelles Umdenken seiner Ausdrucksmöglichkeiten und Infrastrukturen in die Wege leiten.2 Einerseits fürchtete man, dass das Theater im Zuge einer »Simplifikation des Sozialen«,3 bei der Kunst und Kultur im Vergleich zum in der Pandemie dominant gewordenen Gesundheitssystem am unteren Ende der Hierarchie gesellschaftlicher Teilsysteme standen, als verzichtbarer Luxus wahrgenommen werden könnte. Andererseits fragte man sich konkret, ob und wie man weiter proben und spielen durfte, wie der Theaterraum hinsichtlich neuer Distanzierungsgebote organisiert werden konnte, ob geplante Produktionen gerettet und coronatauglich umgearbeitet oder ganz neue Formate entwickelt werden sollten. Es wurden vergangene Aufführungen gestreamt und...
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