Vorwort
von Veronika Darian, Patrick Primavesi, Ingo Rekatzky, Günther Heeg und Gerda Baumbach
Erschienen in: Recherchen 117: Momentaufnahme Theaterwissenschaft – Leipziger Vorlesungen (11/2014)
Theaterwissenschaft ist derzeit verstärkt im Gespräch. Erstmals wird im November dieses Jahres ein Universitäts-Institut, die Leipziger Theaterwissenschaft, wegen seiner Ausstrahlung und seiner Bedeutung auch für die Theaterpraxis mit dem Deutschen Theaterpreis Der Faust ausgezeichnet. Die Ehrung kann als stellvertretend für die Leistungen der gesamten deutschsprachigen Theaterwissenschaft gelten. Sie unterstreicht die Relevanz theaterwissenschaftlicher Forschung im Feld der Humanities, von der die Beiträge dieses Bandes einen lebendigen Eindruck geben.
Der Anlass ihrer Publikation ist aktuell und akut. Im Jahr 2014 feiert das Institut für Theaterwissenschaft an der Universität Leipzig sein 20-jähriges Bestehen. Gleichzeitig sieht es sich von Seiten des Rektorats dieser Universität in seiner Existenz bedroht. Auf die zwiespältige Situation reagierte das Institut im Sommersemester 2014 mit einer Ringvorlesung unter dem Titel: „Theaterwissenschaft: Aus Tradition Grenzen überschreiten“. Kolleginnen und Kollegen der theaterwissenschaftlichen Institute im deutschsprachigen Raum sind der Einladung ohne Zögern gefolgt.(1) Das Ergebnis ist eine Momentaufnahme gegenwärtiger Forschungsansätze, die in ihrer Unterschiedlichkeit ebenso wie in ihrer Korrespondenz die Zukunftsfähigkeit der Theaterwissenschaft ausweisen.
Theaterwissenschaft ist eine Schlüsseldisziplin der Geisteswissenschaften. Nicht nur ist Theater als Praxis, Kunstform und Institution ein wesentlicher Bestandteil von Kulturen. Auch theatrale Praktiken außerhalb des institutionalisierten Theaters bilden einen wichtigen Faktor im Kommunikationsgefüge von Gemeinschaften. Die...