Stück
Die Welt als eine veränderbare beschreiben
Armin Petras, Autor, Regisseur und Intendant des Staatsschauspiels Stuttgart, über sein erstes Kinderstück „kreidekreis“ im Gespräch mit Otto Paul Burkhardt
von Armin Petras und Otto Paul Burkhardt
Erschienen in: Theater der Zeit: Jürgen Holtz – Schauspieler und Scharfdenker (04/2015)
Assoziationen: Dramatik Schauspiel Stuttgart
Armin Petras, Sie und Ihr Alter Ego Fritz Kater haben nie Kinderstücke geschrieben, „kreidekreis“ ist Ihr erstes. Wie kam es dazu?
Das ist eine ziemlich verrückte Geschichte. Ich war auf einer Theaterkonferenz in China, in Chongqing. Mir wurde dort gesagt, dass diese Stadt 32 Millionen Menschen hat, zusammengelegt aus drei Millionenstädten. Ich kann’s nicht ganz glauben, denn dann wäre es die größte Stadt der Welt – vielleicht müssen Sie das mal recherchieren (ist hiermit geschehen: Nimmt man die administrativen Stadtgrenzen, wäre Chongqing wirklich die größte Stadt der Welt. Die Kernstadt aber zählt nur 4,3 Millionen Menschen; Anm. des Interviewers).
Ich habe dort im Fernsehen einen Bericht gesehen über aidskranke Kinder in China, die in Heime abgeschoben werden. Und das hat mich sehr berührt. Da war ich natürlich sofort beim „Kreidekreis“ von Brecht – ein ganz seltsames Stück, das ich gar nicht verstanden habe. Die Story ist trotzdem großartig. In Deutschland habe ich dann drei Übertragungen der chinesischen Ursprungsfabel gelesen, eine davon ist von Klabund. Ich bin ein großer Expressionismus-Fan – ein tolles Stück, auch die Sprache ist großartig. Und im Endeffekt ist das, was wir – Lara Kugelmann und ich – gemacht haben, auf der Basis von Klabund entstanden. Ich...
