Nachruf
Ringen mit der Wirklichkeit
Zum Tod der Regisseurin Franziska Steiof
Erschienen in: Theater der Zeit: Robert Wilson: Göttliche Monster (03/2014)
Assoziationen: Schleswig-Holstein Akteure Theater Kiel
Das Theater im Werftpark, eine Spielstätte des Kieler Theaters, war ihr Heimathafen. Erfolge feierte sie auch in Hamburg, in der Hauptstadt und anderswo. Im deutschen Kinder- und Jugendtheater spielte Franziska Steiof in der Champions League. Nominiert war sie, 1962 in Offenbach geboren, für den Mülheimer Dramatikerpreis, den Deutschen Kindertheaterpreis und den Friedrich-Luft-Preis; ihre Inszenierung von Lutz Hübners Jugendstück „Nellie Good- bye“ wurde als beste Berliner Jugendtheaterinszenierung mit dem Ikarus-Preis ausgezeichnet, ebenso ihre Adaption von „So lonely“ nach dem Roman von Per Nilsson.
Die Autorin und Regisseurin kam über die Theaterpädagogik zur Bühne und machte sich gleichermaßen mit Klassikern und Gegenwartsstoffen einen Namen. Sie scheute nicht, die Jungen und Jüngsten mit den Problemen der Wirklichkeit zu konfrontieren, sie wollte ihnen etwas zumuten, sie zur Auseinandersetzung anregen. Am Grips Theater wirkte sie eindrucksvoll mit „David und Lisa“, einer Geschichte um ein hochbegabtes Kind in der Psychiatrie, und „norway.today“ von Igor Bauersima über eine lebensmüde Zwanzigjährige, die im Internet Gleichgesinnte sucht, die mit ihr in den Tod gehen wollen. Volker Ludwigs „Rosa“, die Lebensgeschichte der Revolutionärin Luxemburg brachte sie ebenso in die Arena am Hansaplatz in Berlin wie erst kürzlich Peter Lunds Generationenkomödie „Die letzte Kommune“.
Im Norden entstand „Die Nächte der Schwestern Brontë“, ihre zweite Kieler Regiearbeit, die 1995 zum Deutschen Kinder- und Jugendtheatertreffen eingeladen war; viele europäische Festivals für ein junges Publikum vergnügten sich mit der fulminanten Sandkastenversion von „Heinrich V.“, die in Hamburg mit dem freien Theater Triebwerk entstand. Im dortigen Jungen Schauspielhaus war sie auch mit ihrer jüngsten Produktion beschäftigt: „Würmer“ sollte ein „Schul-Science-Fiction-Stück“ werden und sich den Nöten der Jugendlichen widmen, die sich nach Wärme und Liebe sehnen, die sie im Elternhaus nicht bekommen.
Am 23. Januar 2014 hat Franziska Steiof ihrem Leben ein Ende gesetzt. Die Kinderund-Jugendtheater-Landschaft in Deutschland ist traurig, fassungslos und hat eine große künstlerische Persönlichkeit verloren. //