Vielleicht war er ja doch der Größte (neben Zadek). Vielleicht auch nur der Verspielteste, Kindlichste, Luftigste und Lebendigste. 1973 macht Luc Bondy in Wuppertal Shakespeares „Was ihr wollt“ (ein Stück, das er kein zweites Mal inszenieren wird), es ist bereits die sechste Regiearbeit des 25-jährigen Jungstars. Jürgen Flimm beschreibt eine Szene daraus, er beschreibt sie aus der Perspektive des längst Erwachsenen auf ein sonderbar übertemperiertes Kind: Orsino bringt Olivia nicht einfach ein Ständchen, er singt ihr mit einer Truppe von Clowns eine schräge Serenade nach der anderen; die kleine Band schläft ein, rappelt sich wieder auf, dann beginnt „das sinnlose Gekrähe von Neuem“.
In dieser frühen Inszenierung ist also schon vieles von dem vorhanden, was Luc Bondy, den Sohn eines Literaturkritikers, einmal auszeichnen wird: Gespür für Situationen und für die ihnen innewohnende Absurdität; ein sprühendes, nervöses Temperament; Sympathie für die Figuren und ihre Schrullen. „In die Luft schreiben“ ist ein wunderbares Buch, nicht nur für Bondy-Fans, sondern auch für solche, die es, postum, werden wollen. Zahlreiche, auch private Fotos und Textdokumente, von Bondy selbst und von vielen Kombattanten, zeugen von einer bedeutenden Künstlerbiografie. Peter Handke nennt seinen Freund in einer imaginären Grabinschrift: „Theatermann / Schriftsteller / Leser“. Jedes der von...