Die Flucht vor den barbarisch durch Europa wütenden Deutschen, der Exodus nach Palästina oder das Exil auf dem amerikanischen Kontinent waren Versuche, das eigene Leben zu retten und das eigene Land wie einen bösen Traum zu vergessen. Heutige Flucht-, Vertreibungs-, Migrationsbewegungen schreiben diese Erfahrung fort – nur mit umgekehrten Vorzeichen. So hat sich Deutschland vom gehassten Auswanderer- zum global als Sehnsuchtsort gehandelten Einwandererland gewandelt. Als zwei Motive eines Themas verbindet der regieführende Osnabrücker Schauspielchef Dominique Schnizer diese beiden Perspektiven in seiner Version eines langen Tages Reise in „Die Nacht von Lissabon“, eine Dramatisierung des gleichnamigen Romans von Erich Maria Remarque. Das Festhalten der historischen Brutalität wird dabei zur Beschwörung der Hoffnung auf menschliche Solidarität – mit einer Prise romantisch heilender Liebe. Die Inszenierung des melodramatischen Stoffs feierte noch vorm neuerlichen Theater-Shutdown ihre Premiere mit kopräsentem Publikum, eignet sich dank intensiver Einbeziehung der Videoarbeit Christoph Ottos aber prima für eine eigenständige Filmfassung.
In Cinemascope-Optik döst erst mal der Industriehafen Lissabons vor sich hin. Aus dem Möwengeschrei-Soundtrack heraus erhebt Thomas Kienast auf der Theaterbühne seine Stimme. Er spielt und moderiert das Leben des Protagonisten, der die Identität des verstorbenen Wieners Josef Schwarz angenommen hat. Mit einer Dose Eintopf, Wasserflaschen und einem Coffee...