Ein Abend geht zu Ende. Dabei hatte er gerade erst begonnen. Auf der Bühne der westdeutschen Kleinstadt Werdenbrück herrscht die Leere eines soeben beendeten Konzerts. Noch meint man, unter der Kuppel der weißen Konzertmuschel die letzten Klänge eines Streichquartetts zu vernehmen. Doch die Musiker sind längst gegangen. Einzig vier schwarze Notenständer stehen noch herum, metallene Skelette, die in dieser blütenweißen Umgebung einen Hinweis darauf geben, was mit der Musik überdeckt werden sollte. Der Krieg ist aus, ja. Es herrscht Frieden, aber „nie ist“, schreibt Erich Maria Remarque im Vorwort zu seinem Roman „Der schwarze Obelisk“, „mehr darüber geredet und nie weniger dafür getan worden“. Dieser Satz ist zeitlos, auch wenn Remarque ihn in den 1950er Jahren niederschrieb; er gilt ebenso für die 1920er Jahre, in denen diese Geschichte spielt – und auch für unser Heute. „Der schwarze Obelisk“ ist, wie das monolithische Objekt, das den Titel zeichnet, ein Mahnmal, thematisiert die Zerfallsprozesse einer Gesellschaft, in der „die Hoffnung noch wie eine Flagge über uns wehte und wir an so verdächtige Dinge glaubten wie Menschlichkeit, Gerechtigkeit, Toleranz. Und auch daran: Dass ein Weltkrieg genug Belehrung sein müsse für eine Generation.“
Wohin führt ein Abend, der, kaum begonnen, sogleich von einem Ende...