Gott ist zwar noch nicht ganz tot, aber so richtig maßgebend auch nicht mehr. Die allumfassende Religion nennt sich Kapitalismus, und die jüdisch-christlichen Gebote sind lästige Einschränkungen des individuellen Selbstverwirklichungsdrangs. Die Macht gehört den Mächtigen, Allianz und Nestlé oder wie sie heißen, und alle anderen müssen schauen, wie sie sich im Kampf-jedergegen jeden - ihren Platz verschaffen können. Das gilt auch für das Volk Israel aus dem Buch Exodus, das im Schauspielhaus des Theaters Basel (und als Koproduktion zuvor am Volkstheater München) auf die wenig Heil ver- sprechende Reise ins Gelobte Land geschickt wird.
Das Alte Testament hat offensichtlich Konjunktur auf der Bühne. Das Schauspielhaus Zürich eröffnete seine Spielzeit mit einer ziemlich bibeltexttreuen Genesis-Adaption (RegieStefanBachmann).Und im Dezember reichte Simon Solberg, der zusammen mit Tomas Schweigen und Martin Wigger angetreten ist, das zuletzt schwerfällige Basler Schauspiel spürbar aufzufrischen, „Moses" nach. Allerdings nicht ganz so sehr dem Originaltext folgend, sondern als grelles Mash-Up Musical mit Menschen und Texten von heute, die ein wenig Nahost-Geschichte und Kapitalismuskritik enthalten, vor allem aber mit viel Popmusik, Rap und einigen Albernheiten. Das alles ist auf einer Müllhalde angesiedelt, Gott ist ein Joint rauchender Penner und Moses ein ebenso charismatischer wie gebrochener Rapper.
Das klingt ein wenig...