Im Anthropozän, genauer gesagt, im Zeitalter des Klimawandels, ist man in der EU an den Punkt gekommen, eine Liste von zu rettenden Tierarten erstellen zu lassen. Jedes Land solle eine Liste der Tiere anfertigen, die zu retten seien, für alle sei natürlich kein Platz, als würde es jetzt auf eine Art neoliberal abgespeckte Arche Noah gehen, für die die Tiere erst ihre Nützlichkeit unter Beweis stellen müssten. Übertragen auf das deutschsprachige Stadttheater würde das heißen: Regie ja, Bühnenbild ja, Tanz ja, die Dramatik eher nein. Richtiggehend eingeklemmt wirkt sie in einem Prozess des Verschwindens, nennen wir es ruhig radikaler Bedeutungsverlust. Sie stottert in einer Dienstleistungsfunktion herum, scheint dort nur durch das Regime des Artenschutzes zu überleben, geradeso geduldet von Regie und Dramaturgie.
Was kann die Dramatik also tun, um sich gegen ihre Abschaffung zu wehren? Ein eigenes Theater gründen. Ein Modell wäre das Théâtre du Rond-Point in Paris. Das bis 1994 von Jean-Louis Barrault, bekannt durch den Film „Kinder des Olymp“, geleitete Theater hatte sich in den nuller Jahren als Autorentheater neu gegründet, und zwar als von einer Autorenvereinigung organisiertes zeitgenössisches Theater, das nur Texte von lebenden Autorinnen und Autoren spielt, wie gerne betont wird. Lebendigkeit und Sichtbarkeit indes scheinen...
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