Ein Schulterzucken. Mit einem leicht seitlich geneigten Kopf, hochgezogenen Augenbrauen und nach oben gerichteten Handflächen. Ein Schulterzucken, das eindeutig signalisiert: Es liegt nicht bei mir. Ob das Museum geöffnet habe? – Schulterzucken. Ob die Flüge trotz Schneechaos starten? – Schulterzucken. Doch diese Geste vieler Rumänen impliziert weder Resignation noch Gleichgültigkeit. Sie ist freundlich und optimistisch: Alles wird gut. Irgendwann.
In Timișoara/Temeswar ist schon vieles gut geworden. Vom Zentrum des Banats, der historischen Region in Mitteleuropa, die sich heute über Ungarn, Serbien und das westliche Rumänien erstreckt, ging im Dezember 1989 die Revolution aus. Auf dem Balkon des Theaterhauses an der Piața Victoriei (deutsch Siegesplatz) wurde das erste Dokument zur Gründung eines demokratischen Rumäniens verlesen. In dem Gebäude befinden sich gleich vier voneinander unabhängige Theater: Die rumänische Oper und das rumänische Nationaltheater blicken auf die pittoreske Altstadt, die wegen ihrer Bauten aus der Kaiserzeit (Temeswar gehörte lange zu Österreich-Ungarn) als „Klein Wien“ bezeichnet wird. Im rechten Seitenflügel haben das Ungarische und das Deutsche Staatstheater (DSTT) ihren Platz gefunden. Deutsches Staatstheater?
Lucian Vărşăndan, seit 2007 Intendant des DSTT, nimmt die sich so offensichtlich aufdrängende Frage vorweg: „Jeder vernünftige Mensch denkt: ‚Klar, es gab das Theater, weil es hier einmal eine große Minderheit...