Ausland
Niemand wartet auf Godot
Theater und Aktivismus in Afghanistan
von Hjalmar Jorge Joffre-Eichhorn
Erschienen in: Theater der Zeit: Test the East – 30 Jahre Mauerfall (11/2019)
Afghanistan, ein Land im ewigen Krieg. Seit dem Einmarsch der Sowjetunion vor rund vierzig Jahren befindet sich das Land am Hindukusch in einer nicht enden wollenden Spirale der Gewalt. Nach dem Stellvertreterkrieg zwischen der sowjetischen Besatzungsmacht und den von den Vereinigten Staaten, Saudi-Arabien und Pakistan unterstützten Mudschahedin von 1979 bis 1989, kämpfte sich die radikalislamistische Taliban-Miliz an die Macht. 2001 überzogen die Vereinigten Staaten das Land mit einem Vergeltungskrieg für die Terroranschläge vom 11. September. Trotz internationaler Truppen bleibt die Lage in Afghanistan lebensgefährlich. Auch die Präsidentschaftswahlen, die am 28. September 2019 stattfanden, wurden von Angriffen der Taliban überschattet. Zuvor hatte der amerikanische Präsident Donald Trump die Friedensverhandlungen zwischen den Vereinigten Staaten und den Taliban abgebrochen. Das Ergebnis der Wahl wird für den 7. November erwartet. Die Gewalt geht unvermindert weiter – wie auch an diesem Tag, an dem in Kabul ein Theaterstück geprobt wird.
Unter den unendlich vielen Möglichkeiten, wie ich mir einen mit künstlerischen Mitteln arbeitenden Aktivisten vorstelle, nimmt zurzeit das Bild des Künstlers als Totengräber, des Künstlers als menschlicher Bagger einen besonders großen Platz in meiner Vorstellung ein.
Dieses Bild ist das Resultat eines weiteren Selbstmordanschlags in Afghanistans Hauptstadt Kabul im August 2018. Damals wurde eine lokale...