Robert Schuster: Es gibt im Falschen kein Richtiges
Martin Weigel: Robert, woher kommt deine Sozialisation als Theatermacher? Die Zeit von 1999 bis 2002 am Theater am Turm (TAT) in Frankfurt, die gemeinsame Intendanz mit Tom Kühnel, interessiert mich da besonders. Was habt ihr anders gemacht?
Robert Schuster: Für uns gab es immer die Überlegung, welche alternativen Arbeitsformen man denken kann und wie das Dispositiv des Apparats bestimmt, was auf der Bühne stattfindet. Das Wort Dispositiv war damals noch nicht so modisch wie heute, aber im Prinzip würde man das so sagen. Wie führt die Produktionsweise zu bestimmten ästhetischen Formen, zu bestimmten Relationen und damit auf der Bühne zu bestimmten Aussagen? Und wie müsste man, wenn man bestimmte Aussagen, bestimmte Formen anstrebt, auch die Produktionsweisen verändern? Für uns waren damals der Begriff der Entfremdung und die Frage, wie man dieser entkommt, sehr viel zentraler, als das heute der Fall ist. Wir haben einen anderen, sicherlich eher marxistisch geprägten Arbeitsbegriff gehabt. Wenn wir etwas verändern wollen, dann müssen wir uns fragen, in welchem Verhältnis wir zueinander stehen.
Das TAT war ja von all den Versuchen der Selbstbestimmung, die es gab, der kleinste. Und das nicht ganz zufällig. Uns war schon damals klar,...