Heiner Goebbels
von Rainer Simon und Heiner Goebbels
Erschienen in: Recherchen 101: Labor oder Fließband? – Produktionsbedingungen freier Musiktheaterprojekte an Opernhäusern (02/2013)
Heiner Goebbels, geboren 1952 in Neustadt an der Weinstraße, ist Komponist, Regisseur und Professor am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft der Justus Liebig Universität Gießen. Seit 2006 ist er Präsident der Hessischen Theaterakademie und wurde zum Intendanten der Ruhrtriennale 2012 bis 2014 berufen. Für seine Hörstücke, Kompositionen für Ensemble und Orchester, szenischen Konzerte und Musiktheaterstücke erhielt er zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen, unter anderem den Hessischen Kulturpreis und den Internationalen Ibsen-Preis.
RS: Welche Fähigkeiten von Opernsolisten erschweren beziehungsweise erleichtern die Produktion freien Musiktheaters? Welche Kompetenzen für Musiktheater, wie Sie es produzieren, besitzen sie beziehungsweise besitzen sie nicht?
Heiner Goebbels: Im Grunde arbeite ich überhaupt nicht an Opernhäusern – und das aus guten Gründen. An der Oper Genf habe ich 2002 Landschaft mit entfernten Verwandten nur deshalb herausgebracht, weil ich dort mit dem Ensemble Modern, also einem Orchester meiner Wahl, zusammenarbeiten konnte. Vom künstlerischen Personal des Hauses bezog ich lediglich den Chor in meine Produktion mit ein. Und das verursachte mehrere Probleme: Von der Probenzeit mit dem Chor ging jeweils eine Viertelstunde zu Beginn und eine Viertelstunde am Ende der Probe fürs An- und Abkleiden drauf. Zudem konnte ich mit dem Chor nicht drei Proben pro Tag machen, wie mit dem Ensemble...