Über Freiräume für Schauspieler
von Horst Hawemann
Erschienen in: Recherchen 108: Horst Hawemann – Leben üben – Improvisationen und Notate (03/2014)
Christel Hoffmann: Du hast die Erzählung Sommerstück von Christa Wolf mit Schauspielern in ländlicher Umgebung in einem Workshop gearbeitet.
Horst Hawemann: Ja, zusammen mit ihrer Erzählung Störfall.1 Gearbeitet haben wir in zwei Gruppen, die eine mit dem Text von Sommerstück,2 die andere mit dem von Störfall. Ich habe zu den Störfall-Spielern gesagt: „Hier habt ihr das Buch, sucht euch beunruhigende Texte aus und erzählt mir, warum ihr die machen wollt, was euch daran beunruhigt.“ Das haben sie mir erzählt, das war als Anfang schon sehr gut.
Danach habe ich sie aufgefordert, mir die Worte, die sie aus den Texten von Christa Wolf behalten haben, zu erzählen, aber ohne den Text zu lernen. Man merkte dann an den Worten und Satzteilen genau, was im Gedächtnis geblieben war, wo ihre Unruhe, die sie mir vorher erklärt hatten, lag. Sie erinnerten sich genau an die Worte, die diese Unruhe beschrieben.
Danach habe ich den Sommerstück-Spielern gesagt: „Dies ist jetzt ein Haus, wo Leute sind, die mit Sprache leben. Sie brauchen keine dramaturgischen Kniffe, keine Begründungen für Auftritte, die kommen aus dem Garten und reden über eine Weide und wo die Schmetterlinge geblieben sind, oder sie kommen aus dem...