Staatstheater Karlsruhe: Greenwasher aus dem Schauermärchenbuch
„Die Rote Mühle“ von Nis-Momme Stockmann, frei nach Ferenc Molnár – Regie Tom Kühnel, Bühne Valentin Köhler, Kostüme Ulrike Gutbrod
von Elisabeth Maier
Assoziationen: Theaterkritiken Baden-Württemberg Tom Kühnel Badisches Staatstheater Karlsruhe
Erschienen am 9.10.2024
Die Greenwasher des ForNaTech-Konzerns sind an ihren roten Teufelshörnern zu erkennen. Mit dieser reichlich plumpen Setzung erinnert Regisseur Tom Kühnel in seiner Inszenierung von Nis-Momme Stockmanns „Die Rote Mühle“ am Staatstheater Karlsruhe an das 100 Jahre alte Original aus der Feder von Ferenc Molnár. In Zeiten von Klimakatastrophe und kapitalistischem Fortschrittswahn ist der Gedanke dieser Überschreibung eigentlich brillant. Dennoch bleibt die Produktion zu sehr im Schwarz-Weiß-Malerei und in Anleihen an die Vergangenheit stecken. Auf der offenen Bühne des Schauspielhauses öffnet sich ein kirschrot glänzender Vorhang, der in die kleine, heile Welt des ewigen Studierenden Noël Mori blicken lässt. Bühnenbildner Valentin Köhler geizt da nicht mit Klischees. In dem Wohnzimmer türmen sich nostalgische Möbel. Eine Hanfpflanze hat der Nichtsnutz liebevoll aufgepäppelt. Nach dem Filmstudium bastelt er nun „Haselmännchen“ aus Eicheln, mit denen er Animationsfilme drehen will. Die Videokamera fängt dieses kitschig überzeichnete Leben denn auch in Schwarz-Weiß ein. Mit ironischer Distanz füllt Jannek Petri seine Bierbauch-Rolle aus. Die arrogante Art, wie er mit seinen Mitmenschen spielt, legt das Wahre Ich der Figur offen. Gnadenlos beutet er seine Schwester Rebekka aus. Claudia Hübschmann schafft es nicht, sich aus dem Korsett des schwachen Dummchens zu befreien. Sie muss ihr reitvolles Jobangebot aufgeben, weil...
Erschienen am 9.10.2024
