Am Anfang stand die Masse an. So könnte – ans Biblische gemahnend – der Ursprung von Berthold Seligers Kritik an der Kulturindustrie gefasst werden. Sein neuestes Buch „Vom Imperiengeschäft“ nimmt seinen Ausgang in der Veränderung des Ticketmarkts für Konzerte. Kauften Konzertgänger früher ihre Eintrittskarten einfach an einer Bude, sind es heutzutage große Ticketkonzerne, die über das Monopol des Verkaufs verfügen. Mittlerweile werden die Tickets hauptsächlich online erworben – zulasten der Konzertbetreiber, denn der Gewinn landet zumeist nur in den Kassen der Monopolisten. Die machen aus den Konzerten zwar riesige Events für die Massen, ihr Ziel aber ist stets die Dominanz auf dem Markt.
Seliger, selbst Konzertveranstalter, beschreibt die Entwicklung hin zu Vor-Vorverkäufen und „Ticket-Bundles“, die zu einer Preissteigerung ins Absurde und so zu einer Verdrängung großer Teile der Bevölkerung aus den ehemals „egalitären“ Massenevents führen. Verdrängt werden dabei ebenso kleinere Konzertveranstalter, Off-Bühnen und Clubs, weil die großen Marktführer die Vertragsbedingungen weitgehend kontrollieren. Wo sich aber die kleinen Bühnen nicht mehr über Wasser halten können, da schrumpfen auch die Orte für wenig bekannte und unbekannte Künstlerinnen und Künstler; es bleiben nur mehr die bereits etablierten Stars auf den großen Events. Die Größen des Ticketgeschäfts dominieren über Sponsoring und Management des gesamten...