Diskurs
Theaterpädagogik heute – eine Bestandsaufnahme
von Dimo Rieß
Erschienen in: 70 Jahre Zukunft – Theater der Jungen Welt Leipzig (03/2017)
Assoziationen: Theaterpädagogik
Jetzt spielen sie auch noch Theater: Caroline Mährlein und Roland Bedrich springen auf Tische und fordern Leistung. Sie mimen Motivationstrainer. »Besser ich« ist ein Stück, das die gegenwärtige Leistungsgesellschaft hinterfragt. »Besser ich« bewegt sich thematisch und ästhetisch am Puls der Zeit. Aber da ist noch etwas, das auffällt: Mährlein und Bedrich sind keine Schauspieler – sie sind Theaterpädagogen des Theaters der Jungen Welt. Dass sie selbst spielen, ist nur ein Beispiel für den Wandel, den die Theaterpädagogik seit ein paar Jahren erlebt. Das TdJW versteht sich als einer der Schrittmacher: offen für Experimente, neugierig auf Konzepte aus dem Ausland.
Im Sinne der reinen Kunstvermittlung ist Theaterpädagogik ein alter Hut am TdJW. Nur wurde sie lange Zeit als »verlängerter Arm der Dramaturgie« verstanden. Es ging darum, den Spielplan zu begleiten und Inhalte intellektuell zu erschließen. Ein Kernauftrag, der immer noch ernst genommen wird. Etwa mit Publikumsgesprächen oder Premierenklassen, die schon den Probenprozess erleben. Aber das Aufgabenspektrum wächst und die Methoden wandeln sich. Man könnte auch sagen: Die Betonung hat sich verschoben – weg von der Pädagogik, hin zum Theater. »Es geht konsequent um spielerische Aktionen«, so Jürgen Zielinski.
Kinder und Jugendliche erleben die Angebote nicht als Konsumenten von Wissen, sondern –...