Waffen auf der Bühne oder Was tut das Schwert mit der Spielerin?
von Horst Hawemann
Erschienen in: Recherchen 108: Horst Hawemann – Leben üben – Improvisationen und Notate (03/2014)
Die besonderen Dinge müssen nicht jene sein, die einen besonderen Wert haben. Sondern es sind solche, denen man, unter besonderen Umständen, einen besonderen Wert beimisst. Ein Beispiel: Das Ding, das man kennt, aber noch nie in der Hand oder in seiner Nähe hatte. Es wird sich herausstellen, dass es viele Dinge gibt, auf welche das zutrifft.
Ein Wort zu Waffen. Mit Waffen wird besonders gern auf der Bühne hantiert, zumeist ausdauernd und einfallsreich. Das sieht oft nicht mehr nach Darstellung einer Situation aus, sondern verselbstständigt sich. Dieser Text wird von meiner Abneigung gegenüber Waffen und dem Umgang mit ihnen diktiert. Ich nehme sie sehr persönlich, und genauso ist meine Meinung.
Kein herumliegendes Requisit reizt die männlichen Spieler so sehr wie eine Waffe. Hat man die Waffe in die Hand genommen, kommt die Darstellung nur noch von der Waffe. Sie führt, macht Haltung, Gestik, Text und Beziehung. Das ist in der bewaffneten Wirklichkeit ja tatsächlich so, aber am Theater ist das eine Lüge. Dort wird mit Waffen nur markiert, gespielt. Aber wie?
Und da stellt sich auch die wichtigste Frage: Wann und warum kommt ein tötendes oder verwundendes Instrument zum Einsatz? Ist die Waffe nur ein Zeichen von Macht und Gewalt?...