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von Edith Draxl
Erschienen in: Lektionen 8: Neue Dramatik (10/2025)
Wenn man zeitgenössische Dramatik im deutschsprachigen Raum lesen will, braucht es Findigkeit und Wissen. Das hat verschiedene Gründe: zum einen institutionelle, denn Theatertexte werden von Theaterverlagen vertreten, Literatur von Literaturverlagen. Theaterverlage richten sich nicht an Leser:innen, sondern an Expert:innen aus dem Theaterbetrieb (→ Kritisieren). Sie publizieren nicht, sondern geben meist nur Typoskripte mit Aufführungsrechten aus der Hand. Ein weiterer Grund: Oft betrachtet man Theatertexte als Arbeitsmaterial für die Aufführung und erachtet sie daher nicht als lesenswert. Außerdem gibt es die Sorge, dass Texte von jemandem widerrechtlich verwendet werden, wenn sie allzu leicht zugänglich sind. Man will also die Autor:innen schützen, indem man ihre Texte verborgen hält. All diese Gründe führen dazu, dass viele Texte schwer zugänglich sind und das wiederum verhindert die Beschäftigung mit zeitgenössischer Dramatik in Schulen und Universitäten und auch für interessiertes Publikum (→ Vermitteln). Nur wenige Texte sind für den Buchmarkt verlegt, für die Mehrzahl ist die Distribution auf den Bereich des Theaters beschränkt. Das hat sicher einen Anteil daran, dass zeitgenössische Dramatik fast wie ein Nischenprodukt gehandelt wird.
Was also findet man auf dem Buchmarkt?
Alle Erscheinungen von Theatertexten auf dem Buchmarkt sind kuratiert und oft mit Marktlogiken verknüpft. Sehr gut möglich, dass interessante...