Theater der Zeit

Lektionen 8

Neue Dramatik

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Wer liest noch Dramen? oder: Plädoyer für die Pause

Herausforderungen der Gegenwartsdramatik – Ein Gespräch zwischen Anne Fleig und Hannah von Sass

von Anne Fleig und Hannah von Sass

Hannah von Sass: Wenn man sich mit Gegenwartsdramatik befasst, kommt schnell die Frage auf, was Gegenwart eigentlich ist. Es gibt verschiedene Ansätze, dies zu beantworten, etwa eine historische Setzung. Oder man konzentriert sich auf Theatertexte von lebenden Autor:innen. Im Netzwerk Untersuchungen zur Gegenwartsdramatik haben wir uns gefragt, welche Herausforderungen sich uns aus Forscher:innenperspektive gegenwärtig stellen, wenn wir uns mit jüngeren Theatertexten auseinandersetzen. In diesem Band versuchen wir, die Herausforderungen zu benennen und verschiedene Zugänge zum Theatertext zu erfassen. Daraus ergibt sich eine Suchbewegung, die durchaus auch Unklarheiten und Mehrdeutigkeiten mit sich bringt. So beschäftigt uns etwa die Frage, wie man sich der erneuten Hinwendung zum Figürlichen, zum Chorischen, zur Kollektivität annähern kann. Mit anderen Worten: Was kommt nach der Postdramatik, …

  • Anfangen

    principiis enim cognitis multo facilius extrema intellegetis – hat man den Anfang erfasst, so wird man auch das Übrige viel leichter verstehen.1 Cicero formulierte diesen Grundsatz zunächst in einer Gerichtsrede, …

    von Clemens Özelt

  • Finden

    Wenn man zeitgenössische Dramatik im deutschsprachigen Raum lesen will, braucht es Findigkeit und Wissen. Das hat verschiedene Gründe: zum einen institutionelle, denn Theatertexte werden von Theaterverlagen vertreten, Literatur von Literaturverlagen. …

    von Edith Draxl

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  • Vertonen

    I. Wer sich mit Rezensionen von Gegenwartsdramen beschäftigt, wird schnell bemerken, dass diese nicht selten auf musikalische Vergleiche zurückgreifen. Bei Felicia Zellers 2008 uraufgeführtem Drama Kaspar Häuser Meer handelt es …

    von Martin Schneider

  • Veropern

    – klingt weniger schmeichelhaft als (→ Vertonen), eher nach „herunterbrechen“. Tatsächlich entspricht „verkleinern“ sowohl dem Wortsinn Libretto (= italienisch: Text-Büchlein) als auch dem Entstehungsprozess. Kleiner an Umfang, umfasst das Libretto …

    von Tina Hartmann

  • (zu)hören

    Theater ist ein im besonderen Maße sinnliches Medium, in dem als eine wesentliche Dimension der Wahrnehmung das Sehen und Hören hervortreten. Im Falle der auditiven Rezeption ist allerdings zwischen Hören …

    von Artur Pełka

  • Betrachten

    Was heißt es, einen Theatertext zu betrachten? Eine Antwort könnte lauten, ihn zu lesen, ihn unter inhaltlichen und stilistischen Gesichtspunkten zu deuten und zu kontextualisieren. Einen Theatertext zu betrachten, kann …

    von Hannah von Sass

  • Deuten

    „Quand le doigt montre le ciel, l’imbécile regarde le doigt.“1 Ausgehend von der Vorstellung, dass der Theatertext für die Bühne geschaffene und damit von ihr nie ganz unabhängige Literatur ist, …

    von Maria Kuberg

  • Übersetzen

    Es wäre so einfach zu sagen: Ich arbeite auch als Theaterautorin mit dokumentarischen Mitteln, die ich ästhetisch übersetze. Aber diese scheinbar banale Bemerkung erzeugt eher Verständnisprobleme, als etwas zu klären, …

    von Kathrin Röggla

  • Lachen

    Wenn man trotzdem nicht lacht Es gibt Fragen, die fröhlich machen, mich zumindest. Zum Beispiel die Frage meines kleinsten Sohnes, wie lange man bräuchte, um mit dem Auto einmal um …

    von Fabian Hinrichs

  • Verkörpern

    Blickt man auf den (bislang ohnehin dünnen) gegenwärtigen Forschungsstand zu Gegenwartsdramatik, fällt auf, dass Körper-Text-Verhältnisse schlicht nicht thematisiert werden. In Gerda Poschmanns einschlägiger Monografie Der nicht mehr dramatische Theatertext von …

    von Paul Brodowsky

  • Erkennen

    Theater ist ein Ort der Gespenster. Das weiß schon Orest in Aischylos‘ Tragödie, der gejagt wird von den Furien, die ihn, vom Geist seiner Mutter Klytämnestra aufgehetzt, erbarmungslos verfolgen. Ebenso …

    von Ramona Mosse

  • Visualisieren

    I Deutschsprachige Theatertexte des frühen 21. Jahrhunderts zeichnen sich durch ein eigenwilliges Verhältnis zu ihrer Visualisierung aus: Als „unmögliche[s] Theater“1, wie Wolfram Lotz es in einem Manifest von 2009 genannt …

    von Martin Jörg Schäfer

  • Wertschätzen

    Von den literarischen Großgattungen erfährt derzeit keine so wenig Aufmerksamkeit und Wertschätzung wie die Dramatik. In der Einleitung des vorliegenden Bandes kommt Anne Fleig deshalb zu der zugespitzten Einschätzung: „Dramen …

    von Anton Bröll

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  • Kritisieren

    Mitte Juni 2024 erreicht ein Schreiben von Wolfram Lotz ausgewählte Freund:innen und Kolleg:innen. Eingeleitet wird sein Essay mit folgenden Worten: Ein paar Mal nur habe ich Tiere auf der Bühne …

    von Ilja Mirsky

  • Vermitteln

    I. „Dramatische Texte stehen weder an Schulen noch an Hochschulen und Seminaren hoch im (Dis)kurs“.1 Mit dieser Klage beginnen Rudolf Denk und Thomas Möbius ihren Entwurf einer systematischen Didaktik des …

    von Felix Lempp

  • Schlussmachen

    Als Schlusspunkt des dramatischen Geschehens kommt dem Ende von Theatertexten eine besondere Bedeutung zu. Aristoteles beschreibt mit Auflösung, Peripetie und Wiedererkennen drei unterschiedliche Arten von Dramenenden, die Französische Klassik lässt …

    von Pola Groß

  • Textverzeichnis

    Sina Ahlers: Schamparadies, Berlin: Felix Bloch Erben 2020. S. 69 Emre Akal: Hotel Pink Lulu – Die Ersatzwelt, Frankfurt a. M.: S. Fischer 2021. S. 180 Raphaela Bardutzky: Fischer Fritz, …