Herr Schäfer, der Soziologe Harald Welzer sagte in unserer Reihe „Zurück in die Zukunft“, uns sei die Zukunft abhandengekommen. Würden Sie ihm zustimmen?
Durch Samuel Beckett haben wir eine sinnliche Vorstellung von diesem Zustand bekommen. Sowohl in „Glückliche Tage“ als auch in „Endspiel“ oder „Warten auf Godot“ werden wir eines nicht mehr endenden Stillstands gewahr. Seine Texte setzen eine nie genauer definierte Katastrophe voraus. Sicherlich eine Reaktion auf den Schock von Hiroshima. Unser heutiges Leben kommt dem, wie Winnie ihr Leben in „Glückliche Tage“ gestaltet, sehr nahe. Am Ende eines jeden Tages kommt sie zu dem Ergebnis: „Es ist wieder ein glücklicher Tag.“ Dieses Ritual wird durch die Einnahme von Beruhigungsmitteln begleitet, durch das Hantieren mit einem Revolver namens Brownie, der aber anscheinend nicht geladen ist. Sie lebt unter einem Schirm, der sie vor der gleißenden Sonne schützt, die nach der Katastrophe immer auf denselben Punkt dieser nicht mehr rotierenden Erde strahlt, und steckt zugleich in einem Sandhügel, der sie bewegungsunfähig macht.
Unsere Gegenwart spielt sich in diesem Sandhügel ab. Es besteht zurzeit keinerlei Aussicht darauf, dass es auf dieser Erde künftig anders zugehen könnte. Uns droht eher Schrecklicheres als das, was ist. All die sich erheblich widersprechenden Auskünfte aus...