Erregung
von Horst Hawemann
Erschienen in: Recherchen 108: Horst Hawemann – Leben üben – Improvisationen und Notate (03/2014)
Nummer: „Ich ändere mein Leben!“
Ein Spieler sagt: „Ich ändere mein Leben!“. Bei der Ansage weiß der Änderer noch nicht, wie, wann, warum er was in seinem Leben ändern will. Er stellt zuerst nur den Anspruch auf und hat ein Problem mit der Ausführung. Die Absicht ist stark formuliert. Danach zeigen sich Schwächen. Er sammelt Möglichkeiten: Vielleicht ändert er mit einem zufälligen oder mit einem albernen Einfall sein Leben. Vielleicht herumschwatzend, vielleicht gewaltsam, vielleicht hat er Glück und findet etwas Verwendbares im Augenblick des Machens. Das entwickelt und erreicht ein merkwürdiges Ziel, wovon er am Anfang noch nichts ahnte. Er überrascht sich vielleicht. Geschieht das nicht, bleibt er im alten Leben und behauptet es als ein neues.
Erregung
„… durch einen Reiz ausgelöste Veränderung eines Zustandes“. So definiert ein altes Wörterbuch das Wort und benennt damit einen wichtigen Aspekt der Erregung für das Theatermachen – die Veränderung eines Zustandes.
Erregung entsteht. Sie handelt mit. Sie verändert. In der gebräuchlichen Benutzung des Wortes, wird Erregung als ein Zustand gesehen, wobei es sich wohl mehr um eine Aufregung handelt. Die ist aber nur eine Ausdrucksform der Erregung, ein Resultat von Erregungen.
Die Erregung ist etwas Bewegendes und Entwickelndes, und nicht ein Gemütszustand....