Der Konflikt als Kraftstoff
von Theresia Walser
Erschienen in: Strahlkraft und Neugier – Neue Akzente im Kulturbahnhof (KUBAA) durch das Theater der Stadt Aalen (09/2025)

Vor vielen Jahren war ich Teil einer jungen Theater-AutorInnen-Gruppe, die Kontakt zu Theatern suchte, in der Hoffnung, man würde dort unsere Stücke aufführen. Aus der Dramaturgie eines dieser Theater bekamen wir folgenden Rat: »Lest einfach im Spiegel das Inhaltsverzeichnis durch, da findet Ihr genügend Themen für relevante Stücke!« An Themen, dachten wir damals, mangelt es ohnehin nicht, es kommt ja auch auf Sprache und Form an. Oder anders gesagt: auf das Wie.
Seit einiger Zeit habe ich allerdings das Gefühl, dass das Aufbereiten sogenannter relevanter Themen im Theater immer mehr im Mittelpunkt steht. Ich muss in diesem Zusammengang häufig an einen Satz denken, den meine Schauspiellehrerin oft gesagt hat: »Man erkennt die Absicht und ist verstimmt!« Dieser Satz geht mir manchmal durch den Kopf, wenn ich an einem neuen Stück arbeite. Denn es kann durchaus passieren, dass meine Figuren gewisse Absichten und Ideen während meiner Arbeit am Stück meutern und sie gnadenlos über den Haufen werfen. Je absichtsgeladener ich ans Werk gehe, so mein Eindruck, desto größer ihr Furor dagegen.
Ich hatte einmal eine Vorlesung gehalten mit dem Titel Über das Mitspracherecht der Figuren am Text. Darin schilderte ich, wie ich mich bei meiner Arbeit in gewissem Maße...