Vorwort
Erschienen in: backstage 1: MATTHES (05/2009)
Während ich dies schreibe, sitzt Uli Matthes im Zug nach Köln, auf dem Weg zu einer Matinee-Lesung aus Daniel Kehlmanns neuem Roman, gestern Abend war Onkel Wanja, heute Abend, rechtzeitig zurück, wird er Wer hat Angst vor Virginia Woolf? spielen. Warum arbeitet er so viel? - Ist er ein Streber? Nein. Hat er Liebeskummer? Kann sein. Ich glaube aber, er ist eher aus dem sittlichen Gefühl so fleißig, so viel wie möglich aus seiner Begabung machen zu müssen. Plus est en toi. Es steckt mehr in dir. Und es macht Spaß, es herauszuholen.
Ein Buch über ihn ist ein Muss, und zwar ein Text-Buch, kein Bildband. Denn bevor er Freund und Schauspieler ist, ist er Leser. Neugierig will er wissen, außerdem muss man einfach wissen, darf nicht ignorieren. Das ist seine Ethik, die er aus keiner Religion, aus keiner Ideologie und erst recht aus keiner konservativen Wertepolitik bezieht. Diese Ethik ist seine Natur. Er fordert was, von sich und den anderen, den Zuschauern und den Freunden. Das traut er sich einfach: zu fordern. Aus einem Selbstvertrauen heraus, einer inneren Sicherheit, die er sich vielleicht erworben hat, die ihm vielleicht angeboren ist, die auf jeden Fall auf ein gutes Elternhaus verweist....