Die wichtigsten Dinge am Theater werden bekanntlich in der Kantine verhandelt. In Chemnitz heißt diese „Exil“. Ein guter Name, denn alle Kunst ist Zuflucht vor der Welt. Aber ein gefährlicher Ort bleibt es dennoch – umkämpfter Vorposten jener Gegenwelt, deren Maßstäbe rein ästhetischer Natur sind. Und der Mensch? Das ist die Frage, die über dieser Spielzeit steht. An welchen Maßstäben bilden wir uns, wie unterscheiden wir Wahrheit und Lüge, Traum und Realität? Eine anspruchsvolle Spielzeit, die erste hier in Chemnitz von Intendant Christoph Dittrich und Schauspieldirektor Carsten Knödler, der mit einem Teil des Ensembles aus Zittau hierher kam.
Der Intendant sitzt am Nebentisch mit einigen Dramaturgen; der Einzige, der sich auf der Terrasse draußen in den kalten Herbstwind geworfen hat, wegen der Zigarette zum Bier, ist der polnische Regisseur Bogdan Koca. Er wird in dieser Spielzeit zwei Stücke inszenieren: Shakespeares „Hamlet“ und sein eigenes, die Farce „Mein Name ist Soundso“, als deutschsprachige Erstaufführung. Die Polen spielen eine herausragende Rolle im Konzept von Carsten Knödler, seit Zittau ist da eine enge Verbindung vor allem zu Jelenia Góra, dort ist Koca Intendant des Norwid-Theaters. Zuvor arbeitete er lange Zeit in Australien, leitete in Sydney ein Theater und bekam eine Menge Preise –...