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kirschs kontexte: Nachfragen an den letzten Deutschen

Zu Botho Strauß’ neuester Spiegel-Glosse

Erschienen in: Theater der Zeit: Tilmann Köhler und Miriam Tscholl: Montagswirklichkeit Dresden (11/2015)

Es wäre leicht, in den Chor derer einzustimmen, die schon über Botho Strauß’ Glosse „Der letzte Deutsche“ und ihre offen antimoderne Klage hergefallen sind. Aber: Der Spott über Strauß’ Chiasmus von Achim von Arnim und Ephraim dem Syrer geht ebenso grob an der Sache vorbei wie die Reflexe derer vorhersehbar sind, die Strauß jetzt beispringen. Erkenntnisträchtiger als der Ruf nach dem Giftschrank ist es, darüber nachzudenken, wo Strauß „recht hat“, ähnlich wie bei Autoren wie Heidegger, Jünger oder George, die Strauß als „geheimes Deutschland“ anruft. Wo könnte er – ob nun aus Angst oder Ressentiment – die Gegenwart schärfer sehen als diejenigen, die sich als „aufgeklärte Intellektuelle“ auf der Höhe der Zeit wähnen?

Wenn ich Strauß recht verstehe, sorgt er sich um eine Sensibilität für das uns Vorangegangene, die in einem bestimmten Wissen gründet: dem Wissen, dass man die Gegenwart und ihre Dinge weder in der Hand hält noch mit ihnen anfängt, sondern in einem Umfang in Früheres verwickelt ist, der zum Beispiel über die familiären Verhaftungen hinausgeht, von denen die Psychoanalyse handelt. Und er scheint zu beklagen, dass moderne (Kommunikations-) Techniken ebendieses Wissen löschen: Die Apparate des „Gestells“ (Heidegger) versprechen uns die Mühe abzunehmen, die die Einsicht nun einmal...

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