Im Spannungsfeld von Theorie und Praxis
Das Forschungsprojekt aus musikwissenschaftlicher Sicht
von Susanne Kogler
Erschienen in: Recherchen 113: Die Zukunft der Oper – Zwischen Hermeneutik und Performativität (06/2014)
Das Projekt „Von der Hermeneutik zur Performativität“ verstand sich als künstlerische Forschungsarbeit an der Schnittstelle von Theorie und Praxis. Die zentrale Fragestellung ergab sich aus der heute gängigen und auch von der Musikwissenschaft mitunter kritisch betrachteten Regiepraxis, deren vorherrschende Interpretationsmuster von einem hermeneutischen Ansatz dominiert werden, bei dem das Konzept gegenüber dem Ereignis der Aufführung im Vordergrund steht. Im Sinne der künstlerischen Forschung sollte die Frage, ob jenseits dieser hermeneutischen eine andere künstlerische Herangehensweise vorstellbar wäre, experimentell erforscht werden. Der Ansatz basierte auf der aktuellen theater- und musikwissenschaftlichen Forschung zum Thema „Performativität“. Dort bereits theoretisch behandelte Fragestellungen sollten aus künstlerischer Sicht für die Opernbühne weiterentwickelt und fruchtbar gemacht werden. Zugleich war es Ziel, die wissenschaftlichen Erkenntnisse künstlerisch zu hinterfragen und weiterzutreiben, um auch die Wissenschaft durch neue Ansätze zur Reflexion und Überprüfung ihrer Erkenntnisse herauszufordern. Besonders im Bereich der Oper ist die Beschäftigung mit unterschiedlichen Inszenierungsansätzen und Aufführungsmodalitäten in den letzten Jahren ein wichtiges Anliegen der Musikwissenschaft geworden. Eine große Zahl von Fallstudien analysieren, wie historische Werke heute inszeniert werden. Zudem konzentrieren sich zahlreiche Arbeiten auf das Werk einflussreicher Persönlichkeiten wie Klaus Zehelein oder Walter Felsenstein.1 Behandeln zwar einige innovative Forschungsansätze Themen wie Macht, Emotionen, die Wechselwirkung verschiedener Medien...