Ein Zufall brachte uns zu Marionetten aus den 50er Jahren. Gebaut wurden sie von Fritz Herbert Bross für seinen Schüler Albrecht Roser. Die meisten der 13 Figuren wurden nie gespielt, teilweise wurden sie für Fortbildungen benutzt, einzelne Charaktere hatten kurzzeitig Auftritte in Rosers Soloprogramm. Zwei szenische Grundideen, für die sie entstanden sind, waren uns bekannt. Ein „Totentanz“ und eine „Kriminalgeschichte“.
Die sechs geschnitzten Charaktere für den Totentanz bestechen neben ihren technischen Qualitäten durch ihre außergewöhnliche Ausstrahlung. Die gedrechselten Figuren der Kriminalgeschichte sind eher festgelegte Typen und überraschen durch Trickqualitäten. Gebaut zwischen 1956 und 1961 präsentierte sich das Ensemble in einem guten Zustand. Dennoch waren Materialien wie Schaumstoff und Leder brüchig, Textilien der Kostüme teilweise angegriffen. Mit Vorsicht wurde erneuert und ersetzt.
Erst beim Zerlegen und Erneuern der Figuren wurde uns bewusst, welcher Schatz an Erfahrungen und Entwicklungen im Bereich des Marionettenbaus vor uns lag. Fritz Herbert Bross war ein Meister der Balance. Seine Berechnungen für die passenden Schwerpunkte, die präzisen Fadenansatzpunkte und die Lösungen der Spielkreuze erlauben ein sehr feines Animieren. Ein präzise gesetzter Impuls bewirkt eine organische Bewegung aus der Körpermitte der Figur. Bei aller Begeisterung für dieses Ensemble fiel es uns nicht leicht, mit der Typisierung der Geschlechterrollen...