Theater der Zeit

Kolumne

Eine Nacht für Onetti (ist nicht genug)

Der Suhrkamp Verlag feiert lateinamerikanische Literatur

von Ralph Hammerthaler

Erschienen in: Theater der Zeit: Alexander Kluge: Tschukowskis Telefon – Umwege zum Realismus (12/2015)

Assoziationen: Debatte

Aus dem Theaterstück, das er schreiben wollte, wurde nichts. Und so war er nie wieder versucht, Szenen zu skizzieren. Juan Carlos Onetti, er lebte von 1909 bis 1994, ist ein immer noch eher geheimer Star der lateinamerikanischen Literatur, ein Großerzähler mit hohem Gespür für Rhythmus, einer, dem du folgst wie hypnotisiert, wo immer er sich hinbewegt. Als er als Juror kritische Prosa auszeichnete, hatte die Diktatur in Uruguay genug von ihm und hielt ihn ein paar Wochen im Irrenhaus gefangen. 1975 ging er nach Spanien ins Exil. Hier bekam er vom König den Cervantes-Preis überreicht, ohne dass er Lust gehabt hätte, am königlichen Festessen teilzunehmen. Er stahl sich davon.

An der Rehwiese in Berlin-Nikolassee, also bei Ulla Unseld-Berkéwicz, feiert der Suhrkamp Verlag Onettis „Gesammelte Werke“, alle fünf Bände. Ich schüttele der Verlegerin die Hand und sag, wer ich bin.

Ich weiß, gibt sie zur Antwort.

(Kann nicht sein. Ist aber nett gesagt.)

Ehe sie anfangen mit ihren Onetti-Lesungen, Durs Grünbein, Lutz Seiler und Marcel Beyer, steh ich finster herum wie immer, wenn ich es mit größerer Gesellschaft zu tun bekomme. Sibylle Lewitscharoff hab ich schon gesehen und Volker Braun und Thomas Meinecke auch. Jede Minute werden es mehr. Und weil...

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