Das fünfzigste Geburtstagsfest von Lena ist nahe daran, Frohsinn und Grausamkeit auf eine Weise zu verbinden, wie es nur Familienzusammenkünften möglich ist. Am Buffet diskutieren die Verwandten über die richtige Zubereitung von Forshmak. Ein Mann – denn solche Aufgaben überlasse man lieber den Herren – entkorkt eine weitere Flasche Krimwein. Und den Jüngeren werden die Lebensentwürfe der Älteren aufgedrängt. Im jüdischen Gemeindezentrum Jenas verständigen sich die Gäste tanzend und trinkend über ihre Vergangenheit.
Alle scheinen sich auf ein Bild der Sowjetunion geeinigt zu haben, aber niemand redet über die wirklichen Geschehnisse, findet Lenas Tochter Edi. Für sie ist das Schweigen, das besonders tief zwischen den Müttern und Töchtern klafft, nicht mehr auszuhalten, und sie verlässt die Party. Dann wird sie zwischen den Jenaer Blocks zusammengeschlagen.
Das brutale Bild legt sich als Klammer um die 50 erzählten Jahre des neuen Romans „Im Menschen muss alles herrlich sein“ von Sasha Marianna Salzmann. Wie im Debüt „Außer sich“ interessieren Salzmann postsowjetische Lebenswege, die hier entlang der Biografien von Tatjana und Lena, die in den 1970er Jahren in der Ukraine geboren wurden, und deren in Deutschland aufgewachsenen Töchtern Lina und Edi gezeichnet werden. Die vier Frauen, aus deren Perspektive der Roman erzählt wird, verbindet...