Die Supermarktkette Aldi kooperiert seit Kurzem mit „Alman_Memes_2.0“, einem Instagram-Account, der seine Follower mit Witzen über Klischee-Deutsche bespaßt: lustige Bilder und Videos über Autofetischisten, Pünktlichkeitsfanatiker und dergleichen. Der Titelheld von Philipp Löhles neuem Stück heißt zwar Andi Europäer, ist aber auf seine Weise ebenfalls so ein Aldi-Deutscher, ein „Alman“ eben („Almans“, so nennen Türken die Deutschen – oder alle, die sich so verhalten, wie man das von Deutschen erwartet). Selbiges gilt auch für die übrigen Figuren von Löhles Komödie „Andi Europäer“: lauter Turbo-Deutsche.
Was in der Werbung gut funktioniert – das Operieren mit Klischees, die Wiedererkennungswert garantieren – kann im Theater freilich schnell abgeschmackt wirken. Löhle hat sich dagegen schlau abgesichert, indem er einen doppelten Boden eingezogen hat: Er stellt nicht einfach wandelnde Klischees auf die Bühne, sondern Menschen, die als solche gecastet wurden. Insofern handelt es sich bei den Figuren nicht um unmittelbare Ausgeburten der Autorenfantasie. Stattdessen schiebt Löhle das Klischeedenken dem Auswärtigen Amt in die Schuhe, dass im Stück nach Repräsentanten der Republik gesucht hat, die ihr Land auf möglichst typische Weise vertreten können; und zwar in Afrika und in einer Vorzeigefunktion unter verkehrten Vorzeichen. Anders als der Discounter Aldi, der mit Selbstironie punkten will, betreibt das Auswärtige...