Annemie Vanackere, seit fünf Jahren sind Sie Intendantin des HAU Hebbel am Ufer in Berlin, fünf weitere Jahre liegen vor Ihnen. 2012 kamen Sie von der Rotterdamse Schouwburg in die klar strukturierte Theaterstadt und machten die fremden Tierblicke zum plakatierten Label Ihrer ersten Saison. Nun gab und gibt es Umbrüche in den Berliner Theatern, alles verschiebt sich: Volksbühne, Berliner Ensemble, Berliner Festspiele. Wie nehmen Sie diese Situation wahr?
Dass die Dinge sich ändern, nehme ich natürlich wahr. Da ich meinen neuen Vertrag schon vor eineinhalb Jahren unterschrieb, weiß ich allerdings auch schon länger, dass ich weitermache. Seitdem, muss ich gestehen, habe ich mich aber schon manchmal gefragt, warum eigentlich alles immer nur auf noch mehr Wettbewerb hinauslaufen muss. Natürlich überlegen wir im Team, das ja weitgehend das gleiche bleibt, wie uns die Veränderungen tangieren, und mir scheint, sie zwingen uns, unseren „Kern“ noch einmal genauer zu formulieren.
Wie sieht die Formulierung des HAU-Kerns aus?
In jedem Fall ist das HAU, auch in seiner Struktur, immer noch etwas ganz anderes als die Volksbühne oder die Berliner Festspiele. Das hat damit zu tun, wie wir mit Künstlern arbeiten: in langen Zeitlinien, mit einer gewissen Treue bei der Begleitung ihrer Arbeit. Damit setzen...