Die 1980er Jahre
Andere Theaterlandschaften
von Joachim Fiebach
Erschienen in: Welt Theater Geschichte – Eine Kulturgeschichte des Theatralen (05/2015)
Die Skizzen zu Lateinamerika und Afrika deuteten schon an, dass hier, gleichsam an den Rändern der westlichen Zentren/Metropolen, die Versuche von Theater/Theatermachern, kritisch in gesellschaftliche Verhältnisse einzugreifen, im Laufe der 1970er Jahre ungebrochen bis in die 1980er Jahre weitergingen. Theater aus Südamerika, aus Argentinien, Brasilien, Venezuela, Kuba, Mexiko seien vorrangig, wenn nicht immer, politisch, beobachtete Josette Féral auf Festivals des amerikanischen Theaters. Sie konzentrierten sich auf die Probleme der Menschen und ihre Konflikte mit ihrem Land, mit der Diktatur und der brutalen wirtschaftlichen Situation. Südamerikanisches Theater engagiere sich sozial und politisch, nordamerikanische Truppen wie die Wooster Group beschäftigen sich mit dem Identitätsproblem, dem Sinn des Lebens.250
Das kritische südafrikanische Theaters der 1970er und 1980er Jahre sprach vor allem, überspitzt gesehen ausschließlich, vom Individuellen, akzentuierte aber die gesellschaftlichen Mechanismen, die die jeweils sehr persönlichen Geschichten bestimmen, in der seit SIZWE BANSI bis WOZA ALBERT! ausgebildeten „increasingly refined technology of documentation“ als direkte, körperliche, nicht-mediatisierte orale Zeugenschaft.251 In dem Stück ASINAMALI!, das Ngema nach seiner Mitwirkung in WOZA ALBERT! mit einer eigenen Truppe produzierte, „erzählen“ Schwarze, die aus verschiedenen Gründen ins Gefängnis geworfen wurden, skizzenhaft ihre Geschichten, die direkt oder...