Oliver Reese, vor 75 Jahren wurde das Berliner Ensemble gegründet. Sie haben gesagt, ein Theater mit einem schöneren Namen könne es nicht geben.
OR: Das sage ich laut und leidenschaftlich: Ja!
Das Schöne im Namen: Berlin oder Ensemble?
OR: Wir wollen ja über Ensemble sprechen. Dieser schöne, wichtige, vielgestaltige Begriff bedeutet Verantwortung. Es ist ein Glanz mit Pflichten.
Den Namen hat Brecht nicht für dieses Haus erfunden, sondern für seine Truppe in der Schweiz.
OR: Ja, es war eine sehnsüchtige Prophezeiung, die er da 1949 in die Welt setzte. Nach langer Wartezeit – und auch den vielen Jahren im Exil – war er 1954 am Ziel: Er hatte endlich ein Haus für sein Programm, hier am Schiffbauerdamm.
Ist Ensemble für Sie ein ästhetischer oder ein betriebstechnischer Begriff?
OR: Entscheidend ist für mich, dass Ensemble zuallererst eine Struktur bedeutet, durch die ein stabiles Repertoire möglich wird. Für so eine Möglichkeit, gerade auch in der Fläche, ist Deutschland einmalig in der Welt. Ensemble und Repertoire bedingen einander. Und das ist ein hohes Politikum.
Warum?
OR: Weil das sehr viel Geld kostet. Wir am BE haben jetzt die achte Saison meiner Intendanz begonnen. Eine Reihe von Inszenierungen ist seit Jahren im Spielplan, solch...