Empathie ist eine Weise des Verstehens. Ist als solche ein Ins-Verhältnis-Setzen und kein Auseinander-Setzen. Wer in der Weise der Empathie versucht zu verstehen, wird einen Gegenstand nicht als isoliertes Phänomen beschreiben, wird aber auch nicht sich selbst anstelle des Gegenstandes zeigen. Ins-Verhältnis-Setzen, das bedeutet, eine nicht zu beendende Arbeit der Differenzierung vorantreiben. Unterschieden wird da zwischen dem Eigenen und dem Anderen, wie ich es begehre und wie ich es verneine, dem Anderen, wie es mir als Eigenes, und dem Eigenen, wie es mir als Anderes entgegenkommt. Unterschieden wird da andauernd – und genau dadurch in ein Verhältnis gesetzt. Voraussetzung für Empathie als Weise des Verstehens ist also Information. Ausdruck eines solchen Verstehens ist ein differenziertes Handeln und nicht bloßes Reden in Floskeln.
Im Juli fand die erste Summer School Südtirol für dramatisches Schreiben statt. Zehn Autorinnen und Autoren aus Italien, Deutschland, Österreich, dem Irak und Iran waren infolge einer Ausschreibung nach Feldthurns, einem kleinen Dorf in der Nähe von Brixen, eingeladen worden. Sieben Tage lang wurde dort zwischen den Programmpunkten u. a. über Empathie als eine Weise des Verstehens gesprochen. Vier Tage lang habe ich auf Einladung der veranstaltenden Organisationen, des Neuen Instituts für Dramatisches Schreiben (NIDS) und des Südtiroler...