Gespenster gehen um in Europa – die Gespenster der Migrantisierten, Kolonisierten und Geflüchteten. Mit ihrem Ausschluss aus der europäischen Identität beginnt die Heimsuchung, denn – wie schon im Begriff angelegt – nur das Abgeschlossene, das Heim, kann von einem Grenzübertritt bedroht sein. Wenn in Horrorfilmen eine vorerst unbekannte Kraft in den intimsten Kreis der Familie eindringt, offenbart sich im Fortgang der Handlung häufig, dass es sich nicht um Willkür handelt, sondern um eine unbefriedete Vergangenheit, die nun ihr Recht einfordert. Das Verdrängte kehrt wieder und rüttelt an der Gegenwart. Ähnlich verhält es sich mit der Figur des Zombies. Die Halbtoten drohen meist mit der Übertragung eines Virus, der zur Auflösung des eigenen Körpers führt. Gespenster und Zombies erodieren gleichsam Grenzen.
Entwickelt man den Begriff der Philosophin Julia Kristeva weiter, lassen sich die Schwellenfiguren als Personifikationen oder Metaphern des Abjekten verstehen. In Kristevas psychoanalytischer Konzeption fordern Ausscheidungen wie Körperflüssigkeiten die Grenzen des Ichs heraus. Dem Subjekt erscheint das Abjekte unheimlich, weil es die Zuordnung in Eigenes und Fremdes infrage stellt. Im Horror vor halbverwesten Untoten refiguriert sich der Ekel, den diese Schwellensubstanzen hervorrufen, weil sie Identitätsdichotomien erschüttern.
Übertragen auf soziale Verhältnisse, ordnet der Mechanismus der Abjektion den Subjektstatus: Wer wird aus...