Meldung (Auszeichnung)
Darmstadt: Georg-Büchner-Preis an Lutz Seiler
19.7.2023
Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hat den renommierten Georg-Büchner-Preis für das Jahr 2023 an den Schriftsteller Lutz Seiler verliehen. Die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung wird am 4. November 2023 in Darmstadt überreicht.
Die Jury würdigt Seiler als einen herausragenden Autor, der seine Karriere mit klangvollen Gedichtbänden begann und seinen Weg zum Erzählen fand, wobei er stets seine unverwechselbare Stimme als klaren und rätselhaften, dunkel leuchtenden Lyriker bewahrte. Insbesondere sein jüngstes Werk "schrift für blinde riesen" hat beeindruckende Spuren in der literarischen Welt hinterlassen. Doch nicht nur seine Lyrik, sondern auch seine Essays und Poetikvorlesungen zeugen von argumentierender Präzision. Die tief verwurzelte Herkunft in Thüringen hat einen starken Einfluss auf sein episches Schaffen, das ihn als Romancier und Dichter zu einem einzigartigen Autor macht, dessen Werke melancholisch, dringlich, aufrichtig und voller wunderbarer Echos aus einer langen literarischen Tradition sind.
Lutz Seiler wurde am 8. Juni 1963 in Gera geboren und wuchs in Ostthüringen auf, wo sein Heimatdorf Culmitzsch 1968 dem Uranbergbau zum Opfer fiel. Nach einer Lehre als Baufacharbeiter und Tätigkeiten als Zimmermann und Maurer entwickelte er während seiner Armeezeit ein reges Interesse an Literatur und begann selbst zu schreiben. Später studierte er Geschichte und Germanistik an der Martin-Luther-Universität in Halle (Saale) und zog 1990 nach Berlin. Seit 1994 arbeitet er freiberuflich als Schriftsteller und veröffentlichte sein Debüt, den Gedichtband "berührt/geführt", im Jahr 1995. Weitere vielbeachtete Werke von ihm sind die Gedichtbände "pech & blende" (2000) und "vierzig kilometer nacht" (2003). Doch auch als Essayist und Erzähler machte er sich einen Namen und wurde für seine Erzählung "Turksib" im Jahr 2007 mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet.
Besonders erfolgreich war Seilers Roman "Kruso", für den er 2014 den renommierten Deutschen Buchpreis erhielt. Dieser Roman wurde in 25 Sprachen übersetzt, mehrfach für das Theater adaptiert und von der UFA verfilmt. Sein zweiter Roman "Stern 111" brachte ihm im Jahr 2020 den Preis der Leipziger Buchmesse ein. Die Liste seiner Auszeichnungen wurde in diesem Jahr um den Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung, den Bertolt-Brecht-Preis und den Berliner Literaturpreis erweitert.
Seit 1997 leitet Lutz Seiler das literarische Programm im Peter-Huchel-Haus in Wilhelmshorst bei Potsdam. Er ist außerdem Mitglied mehrerer Akademien, darunter auch der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Derzeit lebt der Schriftsteller in Wilhelmshorst und Stockholm.
Der Georg-Büchner-Preis, der seit 1951 von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung verliehen wird, würdigt herausragende Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Die Finanzierung erfolgt durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst sowie die Stadt Darmstadt.