„Stell dir vor, du bist ein leerer Theaterraum“: Mit diesen Worten beginnt „Kein Sextett“, die diesjährige Ensemblearbeit des Studiengangs Figurentheater an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart, entstanden in Koproduktion mit dem Studiengang Jazz & Pop. „Die Brutalität der Abwesenheit“, wie es weiter heißt, sie brach unerwartet über die Theater-, die Kunst-, die Kulturszene herein, verursacht von einem Virus, das die Bühnen zu Brachen werden und die Stimmen der Künstler*innen verstummen ließ. Das Theater als Ort der Begegnung wurde zur Leerstelle. Das Ensembleprojekt stand urplötzlich vor dem Aus – oder der Alternative, ins „Exil“ zu gehen, in einen fremden, virtuellen Raum, wo die Co-Präsenz von Spielenden und Zusehenden zusammenschnurrt auf die Zweidimensionalität eines Videofensters.
Die Stuttgarter*innen entschieden sich für letztere – wie auch der Studiengang Zeitgenössische Puppenspielkunst der HfS Ernst Busch Berlin. Was beide Projekte eint, ist das Bewusstsein der Ausnahmesituation, die ständige Reflexion des Fehlenden, die Konstruktion der Projektion um das Abwesende, die Akzeptanz des Paradoxons, gleichzeitig Notlösung sein zu müssen und sich selbst behauptender künstlerischer Ausdruck. Es sind Arbeiten, die das Scheitern in sich tragen und es zum zentralen Bestandteil künstlerischer Auseinandersetzung machen.
Dabei gehen sie sehr unterschiedliche Wege. „Kein Sextett“ wollte von Beginn an Gattungsgrenzen...